Elisabeth Borchers: Märchen
Auf der Suche
nach etwas Schönem wie Schnee
ging ich leer aus
bis es des Wegs zu schneien begann
aus: Wintergedichte von Reclam, 2001
Auf der Suche
nach etwas Schönem wie Schnee
ging ich leer aus
bis es des Wegs zu schneien begann
aus: Wintergedichte von Reclam, 2001
Für die Zeit nach dem jetzigen Lockdown, nach dem social distancing, nach der Pandemie (hoffentlich bald im Jahre 2021) präsentiere ich euch einen Vorsatz von Erich Fried:
FESTER VORSATZ
Denn wir wollen uns
nicht nur herzen
sondern auch munden
und hauten und haaren
und armen und brüsten und bauchen
und geschlechten
und wieder handen und fußen
(aus Erich Fried: Es ist was es ist, Verlag Klaus Wagenbach 1989, S. 30)
Süddeutsche Nacht, ganz breit im reifen Monde,
und mild wie aller Märchen Wiederkehr.
Vom Turme fallen viele Stunden schwer
in ihre Tiefen nieder wie ins Meer, –
und dann ein Rauschen und ein Ruf der Ronde,
und eine Weile bleibt das Schweigen leer;
und eine Geige dann (Gott weiß woher)
erwacht und sagt ganz langsam:
Eine Blonde …
aus: Rainer Maria Rilke Die Gedichte, Insel Verlag 2015, Seite 318
Zum gestrigen Valentinstag habe ich etwas Nachdenkliches für euch, ein Gedicht von Gottfried Benn aus dem Jahre 1950 (den ersten Teil).
BLAUE STUNDE
Ich trete in die dunkelblaue Stunde –
da ist der Flur, die Kette schließt sich zu
und nun im Raum ein Rot auf einem Munde
und eine Schale später Rosen – du!
Wir wissen beide, jene Worte,
die jeder oft zu anderen sprach und trug,
sind zwischen uns wie nichts und fehl am Orte:
Dies ist das Ganze und der letzte Zug.
Das Schweigende ist so weit vorgeschritten
und füllt den Raum und denkt sich selber zu
die Stunde – nichts gehofft und nichts gelitten –
mit ihrer Schale später Rosen – du.